Leibliche Bilderfahrung

Was ist Wahnsinn und was ist Kunst? In dem Buch wirft die Autorin einen neuen Blick auf Kunstwerke aus der weltberhmten Sammlung Prinzhorn in Heidelberg. Die Werke, die um das Jahr 1900 von Patienten in psychiatrischen Einrichtungen geschaffen wurden, werden erstmals aus einer phnomenologischen Perspektive heraus betrachtet. Ausgangspunkt ist die Phnomenologie des Philosophen Maurice Merleau-Ponty und seines Konzepts von Leiblichkeit. Im Mittelpunkt stehen die Werke von Elisabeth Faulhaber, Carl Lange und Edmund Trger. Die Autorin befragt die Werke der drei Art-Brut-Knstler nach den darin zum Ausdruck kommenden Zeit- und Raumordnungen, nach dem Verhltnis der Knstler zu sich selbst und zur Welt. Diese Bildbetrachtungen ermglichen es Lesern, sich den Knstlern anzunhern und ihr Zur-Welt-Sein nachzuvollziehen. Das vermeintlich Kranke wird durch die Analyse der Bildsprache als existenzielle und momentane Balancefindung verstehbar. Was auf den ersten Blick fremd erscheint, wird auf Ordnungsstrukturen und Metaphernbildungen im schpferischen Prozess zurckgefhrt. So entwickelt die Autorin ein neues Verstndnis von Kunst, geschaffen von Menschen in Phasen existenzieller seelischer Krisen. Sie geht damit weit ber kunsthistorische Analysen auf der einen und psychiatrische Diagnosen auf der anderen Seite hinaus und stellt gngige Definitionen von Kunst und Krankheit in Frage. Die Autorin erweitert die wissenschaftliche Debatte zu Phnomenologie und Bildsprache und bringt dafr erstmals alle verfgbaren Quellen und Erkenntnisse zu den drei Vertretern der Outsider Art zusammen. Ein Buch fr Phnomenologen, Kunsthistoriker, Psychiater und Psychotherapeuten, das auch interessierten Laien eine Kunstbetrachtung aus phnomenologischer Perspektive bietet.