Zwischen Europa und Amerika

Nach einer Einschtzung von Kazimierz Dziewanowski lautet die grundlegende Frage zur polnischen Auenpolitik: Kann man irgendjemandem vertrauen? Werden wir nicht verraten, von unseren Feinden berfallen, von den Verbnde- 1 ten im Stich gelassen, fr 30 Silberlinge verkauft? Die polnische Auenpolitik unterlag nach 1989 einem fundamentalen W- del. Dieser betraf all ihre inneren und ueren Parameter wie Ziele, Prinzipien und geopolitische Lage. Kaum ein anderes Land bekam das Ende des Kalten Krieges deutlicher zu spren als Polen. Die Vernderung der geopolitischen Situation war immens: Keiner der bis 1989 an Polen angrenzenden Staaten b- stand die Neuordnung nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs. Mit sieben neuen Nachbarn Russland, Litauen, Belarus, der Ukraine, der Slowakei, der Tschechischen Republik und dem vereinten Deutschland musste das nun unabhngige Polen eine neue Formel fr gute Nachbarschaft und Zusammen- beit finden. Darber hinaus bekam das Land die Chance, dem Sicherheitsdil- ma zwischen Deutschland und Russland zu entkommen. Der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch der Sowjetunion ermglichten es Polen, zum ersten Mal seit 200 Jahren abgesehen von der kurzen Phase der Zwisch- kriegszeit wieder volle innere und uere Souvernitt auszuben. Nach den Verhandlungen am runden Tisch und den Wahlen von 1989 wurde eine neue Verfassungsordnung etabliert, die Dritte Republik. Die erste Republik war im Jahr 1795 durch die dritte Teilung Polens beendetet worden, die Zweite Republik (1918-1939) zerbrach durch den Zweiten Weltkrieg.