1. 1 Politikberatung als Thema in Politikwissenschaft und Soziologie Politik bedarf der Beratung. Es drfte schwierig sein, einen Autor zu finden, der dieser Aussage widerspricht. In Frage stehen mag, ob zu viel oder eher zu wenig Beratung stattfindet, ob es sich um die richtigen Berater handelt oder wie Politik am meisten von Beratung profitieren kann. Dass Beratung der Politik ntig ist, wird dagegen nicht bezweifelt. Bis vor kurzem war darber hinaus selbstv- stndlich, dass diese Beratung als wissenschaftliche Politikberatung erfolgt. Das Interesse der Sozialwissenschaften an wissenschaftlicher Politikberatung reicht in Deutschland bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurck. Stand zunchst die theoretische Frage im Vordergrund, inwiefern Wissenschaft die Rationalitt politischer Entscheidungen erhhen knne (vgl. Lompe 1972; Habermas 1973), wurde in den siebziger Jahren verstrkt untersucht, welche Rolle wissenschaftliche Politikberatung in unterschiedlichen Politikfeldern und fr unterschiedliche staatliche Instanzen spielt. Vorrangig galt das Interesse - bei der sozialwissenschaftlichen Beratung und damit immer auch der Verstn- gung und Selbstvergewisserung ber die Relevanz der sozialwissenschaftlichen Disziplinen angesichts einer Gesellschaft, in der die Naturwissenschaften mit neuen Erkenntnissen und daraus abgeleiteten neuen Technologien als ein zent- ler Trger des gesellschaftlichen Wandels erschienen, whrend die Sozialwiss- schaften ihr gesellschaftsvernderndes Potential offenbar erst noch genauer bestimmen mussten (vgl. Rosenmayr 1982: 27). Die anfngliche Euphorie ber die Mglichkeiten sozialwissenschaftlich informierter politischer Entscheidun- findung wich schon bald der Ernchterung, als sich immerdeutlicher abzeich- te, dass sozialwissenschaftliches Wissen nur schwer Eingang in politische P- zesse findet.