Handbuch Soziologie

Vorwort Nina Baur, Hermann Korte, Martina Lw, Markus Schroer Am Anfang des 19. Jahrhunderts benutzte Auguste Comte (1798 1857) zum ersten Mal den Begriff Soziologie fr eine neue Sichtweise auf gesellschaftliche Entwicklungen. Es war eine Sichtweise, die sich weniger an metaphysischen Erklrungen orientierte, sondern sich um soziale Kriterien fr die Beschreibung und Erklrungen von gesellschaftlichen Zustnden und Prozessen bemhte. Comte war der Auffassung, dass diese neue Wiss- schaft in der Lage sein solle, sich zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen zu uern. Am Ende des 19. Jahrhunderts steht vor allem das Werk Emile Durkheims (1858 1917) fr den Versuch, die Soziologie als eine Wissenschaft zu begrnden, die sich mit ihren Fragestellungen und theoretischen Antworten abgrenzt von benachbarten Disziplinen wie Psychologie, Geschichte, Pdagogik oder Nationalkonomie, indem sie soziale Reali- ten unabhngig von den einzelnen Individuen zu interpretieren versucht. Sptestens seit dieser Zeit stellen sich zentrale Fragen der Theoriebildung immer w- der neu: Fragen nach dem Verhltnis von Individuum und Gesellschaft, Fragen nach dem wechselseitigen Einfluss gesellschaftlicher Strukturen und des Handelns von Menschen sowie Fragen nach angemessenen Regeln der empirischen Sozialforschung, seien es nun quantitative oder qualitative Methoden. Bis heute zeichnet sich das Fach Soziologie gerade dadurch aus, dass es keine einhe- liche, allgemein gltige Antwort auf diese Fragen gefunden hat. Vielmehr stehen sich Handlungstheorien auf der einen und Struktur- bzw. Systemtheorien auf der anderen Seite scheinbar ebenso unvershnlich gegenber wie quantitative und qualitative Methoden.