Das Buch zeigt, wie scheinbar disparate Gegenwartsdiskurse ber die Erinnerung an den Holocaust in der Bundesrepublik und in Israel, das Ende der Apartheid in Sdafrika sowie ber den "Kampf der Kulturen" und die Frage nach einer europischen Einheit zusammenhngen und das Problem der Kollektiven Identittsbildung in den Vordergrund rcken. Soziale Identitten sind in ihren historischen Bezgen, ihren aktuellen Selbstbeschreibungen und Solidarittsansprchen durch Diskontinuitten, Widersprche und Ambivalenzen gekennzeichnet. Gefhrdungen sozialer Identitten gehen zumeist von den Versuchen aus, diese Mehrdeutigkeiten durch ideologische Einheitsformeln unsichtbar zu machen oder eine kollektive Einheit durch Ausgrenzungen erzwingen zu wollen. Die Auseinandersetzung um den Kern des Nationalsozialismus - wie er zuletzt in der Goldhagen-Kontroverse sichtbar geworden ist - betrifft gerade die Frage, inwieweit die Judenvernichtung in Deutschland als ein kulturell verankertes Projekt einer pathologischen Identittsstiftung interpretiert werden kann. Der Umgang mit der Erinnerung an den Holocaust ist keinesfalls nur ein deutsches Problem. Die Komplexitt der Problemlage wird deutlich, wenn man bedenkt, da der kollektive Bezug auf die Shoah seinerseits fr die Genese der Identitt des Staates Israel konstitutiv und zugleich prekr ist. Soweit diese Identittsbildung religis motiviert ist, verweist die Lage in Israel auf das globale Phnomen des Wiederauflebens religiser Muster der kollektiven Identittsstiftung. Huntington hat dies zum Anla fr seine These eines universellen Kampfes der Kulturen genommen, deren politische Konfliktlinien in erster Linie durch religise Deutungs- und Handlungsmuster geprgt sind. Vor diesem Hintergrund erhlt die Frage nach den Chancen und Grenzen einer europischen Identitt eine Bedeutung, die ber die aktuellen Fragen der wirtschaftlichen und politischen Integration hinausweist. Geradeeuropisch gesinnte Brger und Politiker insis.