Nicht zuletzt durch die Diskussion im Kontext international vergleichender Schulleistungsuntersuchungen hat, wenn heute ber Schulbildung gesprochen wird, die Bedeutung bisher kaum institutionalisierter, nur selten curricularisier ter und hufig nicht-standardisierter Bildungsprozesse zugenommen. Die Fr derung sozialer und allgemeiner Lebenskompetenzen, das soziale Lernen, Grundbildungs- und Literacy-Konzeptionen sowie die Fhigkeit zu selbstge steuertem und selbstreguliertem Lernen weisen in die gleiche Richtung. Die Vermittlung eines Grundgersts von individuellen Kompetenzen, das die reine Fachbildung ergnzt und dadurch eigentlich erst ermglicht, Spezialwissen praktisch anwendbar zu machen. In Bildungsinstitutionen sollen ",ife skills" erworben werden, die dem in der konomie verwendeten Verstndnis von "soft skills" sehr hnlich werden. Flexible Kompetenzen, um in flexibilisierten Wis sensfeldern flexibel handlungsfhig zu sein. Auch wenn Bildungserwerbsprozesse biografischimmer wieder verlngert werden, bildet somit das "non scholae, sed vitae discimus"-Diktum noch str ker als in der Vergangenheit unsere heutige Bildungsrealitt ab. Das Prventi onsdilemma berhrt daher keineswegs ein vielleicht nur randstndiges Detail der aktuellen Bildungsreformdebatte. Tatschlich wird mit dem Gesamtkom plex soziale Ungleichheit und schulische Kompetenzfrderung der Versuch unternommen, an eine ursprngliche Kernthematik der deutschsprachigen Bil dungsforschung anzuschlieen. Hatte das Bemhen darum, mit der Institution Schule eines der zentralen Stellgleise der Ungleichheitsreproduktion zu unter suchen, noch in den 1970er Jahren seinen Hhepunkt erfahren, nahm dieses Erkenntnisinteresse in der Folgezeit deutlich ab. Das Erlahmen aller For schungsttigkeit erfolgte aber, wie wir heute wissen, kontrafaktisch. Die Schule hat ihre tragende Rolle im Reproduktionsprozess sozialer Ungleichheit keines falls abgegeben.