Kultur und Gesellung

Gern komme ich der Aufforderung nach, die der Bruder des verstorbenen Verfassers an mich gerichtet hat, dieses Buch durch ein paar einleitende Worte zu begleiten. Hinter dem zu bescheiden gewhlten Titel der Schrift steht die Absicht dieses Denkers, dessen vorzeitigen Heimgang man nicht genug beklagen kann, der Kultursoziologie zu der ihr so dringend notwendigen Systematik zu verhelfen und ihr ein Gerst an Kategorien und Begriffen zu geben, das erst diesen Zweig der allgemeinen Soziologie zu einer geschlossenen Wissenschaft macht. Sie luft sonst Gefahr, sich in Kulturgeschichte aufzulsen oder ein Feld willkrlicher Spekulationen zu werden. Hier beseitigt das Werk Fischers eine klaffende Lcke. Es gibt uns ein geistiges Handwerkszeug, das sich, so hoffe ich, allmhlich als unentbehrlich erweisen wird. Besonders seine Kategorie der Koinen und die Gegen berstellung von sinnheitlichen und wirkheitlichen Zusammenhngen, die den Gegensatz von Kultur und Gesellung glcklich verdeutlichen, ist eine wesentliche Bereicherung. Fischer unterscheidet eine beziehungswissenschaftliche und eine kultursozio logische Richtung, wie es wohl seit dem Erscheinen des Handwnerbuches der Soziologie blich geworden ist. Er selbst stellt sich auf den Boden der Kultur soziologie, whrend der Schreiber dieser Zeilen die beziehungswissenschaftliche Schauweise pflegt. Er sagt ber den Gegensatz: "Whrend die beziehungswissen schaftliche Soziologie die Gesellungsgebilde (Gruppen) und die Beziehungen der zugehrigen Einzelmenschen zum Hauptobjekt der soziologischen Forschung macht, geht die Kultursoziologie der hier vertretenen An von einem umfassen deren Gebilde, dem kulturell-gesellschaftlichen Wirkegebilde, aus, das die Ge selhmgseinheiten neben denkollektivgeistigen Inhalten als Elemente enthlt.