Sozialdemokratische Reformdiskurse

In der politikwissenschaftlichen Forschung ist die machtstiftende Rolle, die ffentliche Diskurse im Durchsetzungsprozess politischer Agenden spielen, in den letzten Jahren zunehmend aufgewertet worden. Die berzeugungskraft ffentlicher Reformdiskurse wird nunmehr als zentrale politische Ressource betrachtet, Reformen zu legitimieren, institutionelle Hrden zu berwinden und organisierte Interessen einzubinden. In diesem Buch werden Reformdiskurse dreier sozialdemokratisch gefhrter Regierungen Grobritannien, Schweden und Deutschland vergleichend untersucht, die in den 1990er und 2000er Jahren unter dem Druck der Globalisierung und des demographischen Wandels Sozialstaatsreformen durchfhren mussten. Bei diesen Reformen ging es um den Rckbau sozialer Leistungen und die Neubewertung des Verhltnisses von Markt und Staat, die einen Kontrast zur traditionellen programmatischen Identitt und Grundwertesubstanz der Sozialdemokratie darzustellen schienen. Daher mussten die drei sozialdemokratischen Parteien versuchen, ihre vernderte Politik durch berzeugende Legitimationsdiskurse abzusichern. Wie kommunizierten Sozialdemokraten jeweils ihre Reformprogramme? Wie verknpften sie rhetorisch die von ihnen eingeleiteten Vernderungen mit ihrem sozialdemokratischen Wertesystem? Der Vergleich nationaler Diskurskontexte und der tatschlich durchgefhrten Reformdiskurse ffnet den Blick fr diskursive Spielrume in den jeweils gegebenen Konstellationen und zeigt, dass der Erfolg bestimmter strategischer Diskursfhrungen mageblich davon abhing, wie sie mit ihren Diskurskontexten korrespondierten.